Wissenschaft ist nicht nur den Wissenschaftlern vorbehalten. Mit Citizen Science können auch Bürgerinnen und Bürger ohne akademischen Hintergrund forschen. Zahlreiche Projekte und Plattformen in Deutschland und der EU machen es möglich. Und so geht’s!
Wissenschaft rückt hierzulande zunehmend in den Fokus der Gesellschaft. Immer mehr Menschen interessieren sich für aktuelle Forschung zu unterschiedlichsten Themen. Ob körperliche und geistige Gesundheit, die Geschichte der Menschheit, innovative Technologien oder die Erforschung unseres Universums – auch Bürgerinnen und Bürger ohne akademischen Hintergrund möchten erfahren, was Wissenschaftler entdecken und worüber an Universitäten gesprochen und diskutiert wird. Denn Wissenschaft ist nicht nur den institutionell gebundenen Wissenschaftlern ihres Faches vorbehalten – jeder kann etwas zum Diskurs beitragen.
Citizen Science: Wissenschaft liegt im Trend!
Auch die Wissenschaftskommunikation hat sich in Deutschland weiterentwickelt. Was damals noch mehr oder minder interessante und an klassischen Frontalunterricht erinnernde Dokumentationen auf ARD und ZDF waren, sind heute „Sciencefluencer“ auf YouTube und Co. (z. B. Mai Thi Nguyen-Kim via MaiThink X oder Mirko Drotschmann via MrWissen2go), die häufig auch im linearen Fernsehen tätig bleiben, um ein breites Publikum zu erreichen.
Alles das zieht auch Menschen ohne akademischen Hintergrund in den Bann. Plötzlich werden ansonsten nur schwer verständliche und komplexe Inhalte klar und deutlich. Wissenschaft wird nahbar und erfahrbar – und jeder kann daran teilhaben. Man muss kein Wissenschaftler sein. Mit „Citizen Science“ kann jeder forschen. Trotzdem ist das Einhalten wissenschaftlicher Standards Pflicht. Wie sieht das aus?
Was ist Citizen Science?
Der Begriff „Citizen Science“ ist aus dem Englischen übernommen und bedeutet übersetzt „Bürgerwissenschaft“. Hier geht es darum, dass Menschen ohne akademische Bildung oder auch Akademiker ohne Anstellung an einer Forschungseinrichtung, an wissenschaftlichen Prozessen teilnehmen können. Die Voraussetzung hierfür ist die Einhaltung wissenschaftlicher Standards, weshalb Citizen Scientists immer durch professionelle Hilfe betreut und angeleitet werden und keine zu komplexen Methoden bei der Bürgerforschung zum Einsatz kommen. Niemand kann zuhause einfach so das genaue Alter eines Fossils bestimmen oder chemische Analysen durchführen. Es geht vielmehr um das Sammeln von Wissen!
Die Beteiligung von Außenstehenden an Forschungsprojekten hat Vorteile für Wissenschaftler. Denn Forschung braucht vor allem valide Daten – also gute Informationen. Und davon so viele wie möglich! Deshalb sehen Citizen Science Projekte zum Beispiel so aus, dass Bürger unter Anleitung bestimmte Umweltphänomene oder Tierarten beobachten. Aber es geht auch noch „verrückter“:
Mithilfe einer App namens „Beweisstück Unterhose“ und vielen freiwilligen Bürgerforschern hat das Zentrum für landwirtschaftliche Forschung „Agroscope Schweiz“ gemeinsam mit der Universität Zürich eine flächendeckende interaktive Karte der Bodenqualität in der Schweiz und darüber hinaus erstellen können. Dafür sollten die Citizen Scientists eine Baumwoll-Unterhose oder Teebeutel an unterschiedlichen Orten vergraben und ihren Verrottungsgrad über die Zeit hinweg untersuchen. Dadurch konnten umfassende Daten über die Gesundheit des Bodens in der App gesammelt werden – ein großer Erfolg!
Zu Citizen Science gehört auch der Austausch mit anderen Bürgerwissenschaftlern oder professionellen Forschern, die Organisation von Fachgesellschaften oder Weiterbildungsmöglichkeiten. Citizen Science bietet für alle die Möglichkeit des lebenslangen Lernens und eine einzigartige Verbindung von Forschung und Gesellschaft.
Wissenswert: Citizen Science wird auch als Bürgerforschung, ehrenamtliche Forschung, Amateurwissenschaft, Do-It-Yourself-Science, Public History oder transdisziplinäre Forschung bezeichnet. In den Geisteswissenschaften hat sich der Begriff „Public Humanities“ durchgesetzt.
Wie wirst du ein Citizen Scientist?
Als Erstes brauchst du ein bestimmtes Maß an Neugier für ein wissenschaftliches Fachgebiet: Du bist gern in der Natur unterwegs? Du interessierst dich für seltene Tierarten? Du möchtest gerne nachhaltig und umweltfreundlich leben? Du beobachtest abends die Sterne mit deinem Hobby-Teleskop? Du interessierst dich für Geschichte und liest gerne alte Texte und besuchst historische Stätten? Und ganz wichtig: Du möchtest nach wissenschaftlichen Standards und mit maximaler Seriosität arbeiten? Dann findest du bestimmt ein Citizen Science Projekt, das genau nach jemandem wie dir sucht!
Plattformen und Organisationen für Citizen Science
Hier findest du viele spannende Citizen Science Projekte in deiner Nähe und weltweit, an denen du teilnehmen kannst:
Forschungspreis für Citizen Science
Das Projekt „mit:forschen“, das durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird, verleiht jedes Jahr einen Preis für exzellente Forschung mit Citizen Science.
„Der Forschungspreis ist mit einem Preisgeld von 20.000 Euro für den ersten Platz, 10.000 Euro für den zweiten Platz und 5.000 Euro für den dritten Platz dotiert. Die Preisgelder ermöglichen den Preisträger*innen, ihre Aktivitäten im Bereich der Citizen Science weiter auszubauen und sind zweckgebunden einzusetzen. Mit dem Preisgeld können Personal-, Sach- und Reisekosten gedeckt werden, wie zum Beispiel die Finanzierung einer Hilfskraft im Citizen-Science-Projekt oder einer jeweils forschungsbezogenen Veranstaltung, Reise oder Publikation.“ – mitforschen.org
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