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Anastasia Michailova

Diese 20 Tiere sind in der Neuzeit ausgestorben

Aktualisiert: 26. Sept.

In den letzten Jahrhunderten sind zahlreiche Tierarten ausgestorben. Von manchen hast du bestimmt gehört, andere werden dich überraschen! Diese 20 Tiere sind erst vor gar nicht allzu langer Zeit verschwunden und wir werden sie wohl für immer vermissen.


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20 ausgestorbene Tiere

Historisch betrachtet beginnt mit dem Jahr 1500 n. Chr. eine neue Epoche: die Neuzeit. Es ist das Ende des Mittelalters und der Beginn tiefgreifender gesellschaftlicher und ökonomischer Veränderungen. Reformation, Revolution und Industrialisierung – die Welt wandelt sich schneller als je zuvor. Und der Mensch greift immer mehr in die Natur und bisher unberührte Lebensräume ein.

 

Das führte dazu, dass in den letzten Jahrhunderten zahlreiche Tierarten ausgestorben sind. Viele von ihnen sind kaum bekannt, darunter etliche Insekten, Spinnentiere, Würmer, Krebse, Fische und Amphibien. Während wir unsere Aufmerksamkeit vor allem Säugetieren und Vögeln schenken, werden die Kleinsten immer wieder übersehen.



Das 6. Massenaussterben ist in vollem Gange.


150 Wissenschaftler und 310 weitere Experten haben 15.000 Studien zur Entwicklung der Artenvielfalt auf diesem Planeten ausgewertet und die Ergebnisse im Rahmen der „Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services (IPBES)“ veröffentlicht. Laut diesem Bericht befinden wir uns mitten im sogenannten 6. Massenaussterben der Erdgeschichte. Das letzte markierte das Aussterben der Dinosaurier und fand vor 66 Millionen Jahren statt, als ein Asteroid auf der Erde einschlug.

 

Heute ist die Geschwindigkeit, mit der Arten aussterben, bis zu 100-mal höher als der Durchschnitt in den vergangenen 10 Millionen Jahren. Die zwei großen indirekten Treiber für das massive Artensterben und gleichzeitig auch für den Klimawandel, ist die Zahl der Menschen auf diesem Planeten und ihre wachsende Fähigkeit zu konsumieren, so der IPBES-Vorsitzende Dr. Robert Watson. Konkret geht es um Jagd, Wilderei, Umweltgifte, invasive Arten und den Verlust von Lebensraum. Alles das führte dazu, dass heute etwa 1 Million Tiere und Pflanzen weltweit vom Aussterben bedroht sind.



Diese 20 Tiere sind in den letzten Jahrhunderten ausgestorben.

 

Schauen wir uns einen kleinen Auszug der Tierarten an, die seit Beginn der Neuzeit ausgestorben sind. Einige kennst du bestimmt – andere werden dich überraschen! Einige von ihnen lebten auch in Deutschland. Und manche sind sogar erst nach dem Jahr 2000 ausgestorben.


1. Atlasbär

 

Der Atlasbär (Ursus arctos crowtheri), auch Berberbär genannt, war die einzige nachweisbare Bärenart, die auf dem afrikanischen Kontinent lebte. Es gibt bereits Berichte aus römischer Zeit über dieses Tier, das im nordafrikanischen Atlasgebirge und im heutigen Marokko, Algerien und Libyen lebte. Der Schweizer Zoologe Heinrich Rudolf Schinz beschrieb den Atlasbären im Jahr 1844, doch erst zum Ende des 19. Jahrhunderts wurden teilweise fossile Überreste dieses Tieres entdeckt. Heute wird vermutet, dass der Atlasbär im späten 19. Jahrhundert ausgestorben ist. Das letzte bekannte Exemplar wurde im Jahr 1869 von Jägern im nördlichen Marokko erlegt.


Atlasbär, Berberbär, ausgestorben
Zeichnung eines Atlasbären. Bild: Nationales Naturkundemuseum, Paris (CC)

Atlasbären waren eine Unterart der noch heute lebenden Braunbären, besaßen in etwa die gleiche Körpergröße und wogen zwischen 200 und 350 kg. Sie hatten eine bräunlich-schwarze Fellfarbe und eine vollständig schwarze Schnauze. Ihr Körperbau war dick und kräftig. Laut Berichten war der Atlasbär auffallend aggressiv, weshalb er von den Römern gerne in Amphitheatern dazu benutzt wurde, um Verurteilte oder Gefangene zu töten. Er wurde aber auch im Rahmen sogenannter „Tierhetzen“ gejagt. Wahrscheinlich töteten die Römer tausende Atlasbären zum Vergnügen.



2. Auerochse

 

Der Auerochse (Bos primigenius), auch „Ur“ genannt, war ein großes Wildrind, das einst in den offenen Wäldern und freien Flächen Europas lebte, aber auch Gebiete in Nordafrika bis Indien und China besiedelte. Die ältesten gefunden Fossilien dieses Tieres sind 700.000 Jahre alt. Die Bullen erreichten eine Schulterhöhe von bis zu 1,8 Metern und waren damit größer als viele erwachsene Menschen. Die Hörner des Auerochsen wurden bis zu 1,4 Meter lang. Der Körperbau des Urs war athletisch und muskulös. Die Männchen hatten vermutlich eine schwarze Fellfarbe, die Weibchen waren rotbraun. Die Bullen entwickelten zudem einen etwa zwei Finger breiten Aalstrich entlang ihrer Wirbelsäule.


Auerochse, Ur, ausgestorben
Zeichnung eines Auerochsen. Bild: Jaap Rouwenhorst (CC)

Bereits Erzählungen aus römischer Zeit nannten den Auerochsen aggressiv, beweglich und gefährlich. Der Ur soll in der Lage gewesen sein, einen Menschen mit seinen Hörnern durch die Luft zu schleudern. Es wird jedoch vermutet, dass der Auerochse nicht grundsätzlich angriffslustig war, da es ansonsten schwierig gewesen wäre ihn zu domestizieren.

 

Die Domestikation der ersten Auerochsen begann vor etwa 9.000 Jahren nach dem Ende der letzten Eiszeit. Bis heute ist die DNA dieser Tiere in verschiedenen Rinderrassen nachweisbar. Die wilden Auerochsen wurden seit jeher gejagt und auch mystifiziert. Ob steinzeitliche Höhlenmalereien, Berichte von Julius Caesar oder das Nibelungenlied – überall wird der Auerochse dargestellt. Ein Gürtel aus Auerochsenfell soll die Fruchtbarkeit von Frauen erhöhen. Der Adel trank aus vergoldeten Auerochsenhörnern. Und dem kreuzförmigen Herzknochen des Urs wurden magische Kräfte nachgesagt.



Die intensive Jagd und Zerstörung ihres Lebensraumes sorgten letztendlich dafür, dass der Auerochse ausstarb. In Deutschland wurde der letzte Ur um 1470 in Bayern erlegt. Das allerletzte Exemplar dieser alten Tierart starb 1627 in Polen. Später gab es Versuche von „Rückzüchtungen“ und „Abbildzüchtungen“, die den Auerochsen jedoch nicht wieder zum Leben erwecken konnten. Das sogenannte „Heckrind“ bzw. „Taurusrind“ soll dem Auerochsen stark ähneln, ist genetisch jedoch weit von dem Ur entfernt.



3. Baiji – Chinesischer Flussdelfin

 

Der Baiji (Lipotes vexillifer) wurde bis zu 2,4 Meter lang und bis zu 160 Kilogramm schwer. Er ist damit etwa so groß wie andere Flussdelfine. Dieses besondere Tier gilt als „Kollateralschaden der Industrialisierung Chinas“. In den 1980er Jahren war der Baiji eines der seltensten Säugetiere der Welt. Seit 2002 gilt er als ausgestorben. In den Jahren 2006 und 2007 wurden mehrere umfassende Versuche unternommen, um noch lebende Exemplare zu finden – ohne Erfolg. Der chinesische Flussdelfin lebte ausschließlich im mittleren und unteren Einzugsgebiet des Jangtsekiang.

 

Der Jangtsekiang gehört zu den am stärksten verschmutzten Flüssen der Welt und ist eine vielbefahrene Wasserstraße, was den Delfinen zum Verhängnis wurde. Die Tiere reicherten zahlreiche Umweltgifte aus Industrieabwässern in ihrem Gewebe an. Da sie vor allem an der Wasseroberfläche jagten, kollidierten sie deshalb regelmäßig tödlich mit Schiffen. Außerdem verendeten viele Flussdelfine als Beifang in Fischernetzen.


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Der Chinesische Flussdelfin. Bild: Roland Seitre (CC)

4. Berberlöwe

 

Der Berberlöwe (Panthera leo leo), auch Atlaslöwe oder Nubischer Löwe genannt, war eine Unterart des Löwen, die ursprünglich den gesamten Norden des afrikanischen Kontinents bewohnte. Da die genetischen Unterschiede zum Westafrikanischen und Asiatischen Löwen sehr gering sind, kann der Berberlöwe nicht als eigenständige Unterart klassifiziert werden. Dennoch unterschied sich dieses Tier optisch von seinen nahen Verwandten.



Um die körperliche Erscheinung des Berberlöwen ranken sich einige Mythen. In vielen Quellen wird behauptet, dass er deutlich größer war als andere Löwen. Diese Aussage kann heute jedoch nicht mehr bestätigt werden. Die wenigen Überreste in Museen deuten jedoch darauf hin, dass der nordafrikanische Löwe einen voluminöseren Körper und kürzere Gliedmaßen besaß. Charakteristisch für den Berberlöwen war außerdem, dass er eine besonders dichte und dunkle Mähne entwickelte. Das muss jedoch kein arttypisches Merkmal sein, sondern ist wahrscheinlich vielmehr eine Anpassung an das kühlere Klima der nordafrikanischen Gebirge. Auch heute noch bringen Löwen in Zoos dichtere Mähnen hervor, wenn sie mit kühlen Temperaturen konfrontiert werden.


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Fotografie eines Berberlöwen von Sir Alfred Edward Pease in Algerien aus dem Jahr 1893 (CC)

Das Hauptkriterium für das Aussterben des Berberlöwen war die Jagd. Schon die Römer töteten etliche dieser Tiere in ihren Arenen – genauso wie Atlasbären. Im 19. Jahrhundert begann mit der französischen Kolonialzeit in Nordafrika eine weitläufige Bejagung der Berberlöwen und deren Beutetiere. Außerdem war der Berberlöwe ein beliebtes Zoo- und Zirkustier. Einige Quellen behaupten, dass der letzte nordafrikanische Löwe im Jahr 1893 in Algerien erlegt wurde. Nachfolgende Untersuchungen legen jedoch nahe, dass das Tier noch sehr viel länger in entlegenen Teilen des Atlasgebirges überlebt hat. Heute geht man davon aus, dass der Berberlöwe in den 1960er Jahren endgültig ausgestorben ist.


 

5. Dodo

 

Der Dodo (Raphus cucullatus) ist heute vielleicht das Paradebeispiel für eine ausgestorbene Tierart. Der etwa einen Meter große flugunfähige Vogel mit blaugrauem Gefieder und gebogenem Schnabel lebte ausschließlich auf der Insel Mauritius im Indischen Ozean. Er nistete auf dem Boden und ernährte sich von vergorenen Früchten. Heute wird der Dodo als sehr massiger, dicker und unbeholfener Vogel dargestellt. Dieses falsche Bild entstand, weil sich die Tiere in Gefangenschaft überfraßen und dick wurden. Da sich Dodos vermutlich nur einmal im Jahr – am Ende der Regenzeit – wirklich Fettreserven für den Winter anfressen konnten, hatten die Vögel den natürlichen Trieb, so viel zu fressen wie möglich – was ihnen bei einem Überangebot an Nahrung zum Verhängnis wurde. In freier Wildbahn waren Dodos jedoch schlanker.



Vermutlich starben die letzten Dodos um 1690 aus. Es gibt also keine Fotografien des Tieres, dafür aber Gemälde und Zeichnungen von Zeitzeugen. Die Gründe für das Aussterben des Vogels waren höchstwahrscheinlich durch die Kolonialisten eingeschleppte Ratten und verwilderte Haustiere wie Affen und Schweine, die die Eier der Dodos vernichteten. Nachdem Mauritius von westlichen Seeleuten entdeckt worden war, dauerte es nur ein Jahrhundert, bis der Dodo ausstarb. Hätte der britische Schriftsteller Lewis Carroll den Dodo 1865 in seinem Werk „Alice im Wunderland“ nicht erwähnt, wäre das Tier heute vermutlich nicht so bekannt. Außerdem ist der Dodo das Wappentier der Insel Mauritius.


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Zeichnung eines Dodos

6. Goldkröte

 

Die Goldkröte (Incilius periglenes) erhielt ihren Namen, weil der Körper der Männchen vollständig gelb-orange war. Die Weibchen hingegen hatten schwarz-gelbe Haut mit scharlachroten gelbumrandeten Flecken. Dieses außergewöhnliche Tier konnte nur auf einem etwa vier Quadratkilometer großen Areal im Bergnebelwald von Costa Rica nachgewiesen werden. Außerdem hatte dieser Froschlurch neben dem extrem kleinen Verbreitungsgebiet auch noch eine sehr kurze Laichperiode von wenigen Wochen während der Starkregenzeit. Zu viel Regen konnte die Larven aus den Laichgewässern spülen, bei zu wenig Regen trockneten die Gewässer aus noch bevor eine Metamorphose der Kaulquappen stattfinden konnte. Alles das machte die Art sehr anfällig für Populationskrisen.



Die Amphibie wurde in den 1960er Jahren entdeckt. Noch 1987 war die Goldkröte in ihrem Verbreitungsgebiet häufig anzutreffen. Doch im selben Jahr führte starke Dürre dazu, dass die Laichgewässer frühzeitig austrockneten. Nur zwei Jahre später konnte nur noch ein einziges Exemplar einer Goldkröte nachgewiesen werden. Die Art gilt seit 1989 als ausgestorben. Als Gründe dafür werden der Klimawandel und Abholzung angeführt. Forscher haben herausgefunden, dass sich die Nebel des Bergnebelwaldes veränderten, indem sich die Feuchtigkeit, die für die Goldkröte überlebensnotwendig war, immer weiter nach oben ins Gebirge verlagerte. Diese Entwicklung kann große Bereiche des dortigen Ökosystems beeinträchtigen.


Goldkröte, ausgestorben
Eine männliche Goldkröte. Bild: U.S. Fish and Wildlife Service (CC)

7. Große Neuseelandfledermaus

 

Fossile Überreste der Großen Neuseelandfledermaus (Mystacina robusta) zeigen, dass dieses Fledertier mit einer Flügelspannweite von rund 35 Zentimetern schon seit langer Zeit in Neuseeland lebte. Auch die Besiedlung durch die Maori beeinflusste ihre Population nicht. Doch im 20. Jahrhundert kam die Große Neuseelandfledermaus nur noch auf südlich der Südinsel gelegenen Inseln vor. Eingeschleppte Ratten sorgten vermutlich auch dort dafür, dass das Tier seit 1967 als ausgestorben gilt – nur fünf Jahre nach seiner Entdeckung. Die nah verwandte Kleine Neuseelandfledermaus existiert heute noch und gilt als gefährdet.


Große Neuseelandfledermaus, ausgestorben
Präparat einer Großen Neuseelandfledermaus. Bild: Auckland Museum (CC)

8. Jamaika-Affe

 

Heute gibt es auf den karibischen Inseln keine Primaten. Deshalb sorgte der Fund von subfossilen Überresten eines Affen auf Jamaika im Jahr 1920 für Erstaunen. Dieses Tier wurde der Jamaika-Affe (Xenothrix mcgregori) genannt. Kurz darauf konnten die Knochen von zwei weiteren ehemaligen karibischen Affenarten entdeckt werden: der Kuba-Affe und der Hispaniola-Affe. Schädel- und Zahnuntersuchungen lassen vermuten, dass der Jamaika-Affe für seinen recht kleinen Körper auffallend große Augen und große mittlere obere Schneidezähne besaß. Wahrscheinlich war er nachtaktiv und bewegte sich langsam auf allen vieren fort.



Es ist schwer zu sagen, wann der Jamaika-Affe ausgestorben ist. Da seine Knochen in prähistorischen Küchen gefunden wurden, gehen Forscher davon aus, dass das Tier den indigenen Völkern als Nahrung diente. Berichte früher europäischer Siedler deuten darauf hin, dass der Jamaika-Affe noch bis Anfang des 18. Jahrhunderts überlebt haben könnte.


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Der heute lebende Nancy-Ma-Nachtaffe könnte dem Jamaika-Affen ähnlich gesehen haben.

9. Kleiner Kaninchennasenbeutler

 

Dieses zierliche Beuteltier war in Australien einst häufig anzutreffen. Der kleine Kaninchennasenbeutler (Macrotis leucura), auch „Lesser Bilby“ genannt, erreichte von Kopf bis Schwanzspitze eine Länge von bis zu 44 Zentimetern. Sein Schwanz war dabei auffallend lang und am Ende buschig. Seine Nase war ebenfalls lang und spitz, seine Ohren besonders groß. Das Fell des Kleinen Kaninchennasenbeutlers hatte eine weiche, seidige Beschaffenheit, war an der Oberseite graubraun und am Bauch weiß gefärbt. Mit seinen großen, kräftigen Hinterbeinen hoppelte das Beuteltier durch das trockene und heiße Landesinnere Australiens. Es war jedoch nachtaktiv und zog sich tagsüber in tiefe, selbstgegrabene Erdbauten zurück. Als Nahrung dienten ihm Wurzeln, Insekten und andere Kleintiere.



Ab 1900 ging die Population der Kleinen Kaninchennasenbeutler stark zurück. Schuld daran waren eingeschleppte Rotfüchse und Hauskatzen, die sie jagten und fraßen. Die letzte offizielle Sichtung dieses Beuteltiers stammt aus dem Jahr 1931. Berichte der Aborigines lassen jedoch vermuten, dass der Kleine Kaninchennasenbeutler noch bis in die 1960er Jahre überlebt haben könnte. Der nah verwandte Schweinsfuß-Nasenbeutler ist ebenfalls Anfang des 20. Jahrhunderts ausgestorben. Der Große Kaninchennasenbeutler, auch „Bilby“ genannt, lebt heute noch, ist allerdings gefährdet und streng geschützt.


Kleiner Kaninchennasenbeutler, Lesser Bilby, ausgestorben
Darstellung eines Kleinen Kaninchennasenbeutlers. Zeichner: Oldfield Thomas (CC)

10. Quagga

 

Das Quagga (Equus quagga quagga) war in Südafrika bis ins 17. Jahrhundert einer der häufigsten Großsäuger und galt ursprünglich als eine Mischform aus Pferd und Zebra. Es handelt sich hierbei konkret um eine etwas kleinere Unterart des Steppenzebras mit einem Stockmaß von bis zu 1,3 Metern. Streifen hatte dieses Zebra in der Regel nur am Kopf und am Hals. Sie verschmolzen entlang des Körpers zu einem einheitlichen Rotbraun.

 

Mit der Kolonialisierung Südafrikas begann eine großangelegte Jagd auf die Quaggas – häufig zum Vergnügen der Oberschicht. Südafrika wurde schnell zu einer Art „Jagdparadies für Wohlhabende“. Für ansässige Rinderbauern waren die Quaggas Nahrungskonkurrenten. Ihr Fleisch und Leder galt als sehr begehrt. Die letzten wilden Quaggas starben nach der Dürre von 1877. Das allerletzte Exemplar dieser Art starb am 12. August 1883 im Artis-Zoo in Amsterdam. Seit 1986 gibt es Versuche der Abbildzüchtung. Mittlerweile sehen die nach dem Initiator des Projektes benannten „Rau-Quaggas“ (nach Reinhold Rau) auch sehr authentisch aus. Möglicherweise können sie eines Tages in Südafrika ausgewildert werden.


Quagga, Foto, Zoo, ausgestorben
Seltene, nachkolorierte Fotoaufnahme eines Quaggas im Londoner Zoo, 1870. Bild: Hogyncymru (CC)

11. Réunion-Riesenschildkröte

 

Diese Schildkröte konnte über einen Meter lang werden und lebte ursprünglich auf der Réunion-Insel im Indischen Ozean. Das Tier hatte lange Beine, einen langen Hals und einen vergleichsweise großen Kopf. Die Männchen der Réunion-Riesenschildkröte (Cylindraspis indica) wurden deutlich größer als die Weibchen. Der Panzer war zum Teil zurückgebildet, was auf eine längere und eigenständige Evolution hindeutet – vermutlich aufgrund der Entfernung zum Festland und dem Fehlen von großen Raubtieren.



Im 17. und 18. Jahrhundert gab es viele Riesenschildkröten auf Réunion und der gesamten Inselkette der Maskarenen. Doch mit der Ankunft der europäischen Seefahrer änderte sich das. Die Tiere waren langsam und kannten keine Angst vor Menschen. Das Fleisch der Riesenschildkröten galt als Delikatesse – und es war in großen Mengen vorhanden. Schildkrötenfleisch stapelte sich massenweise als Proviant in den Laderäumen der Schiffe und sogar die Schweine wurden damit gefüttert. Außerdem fraßen eingeschleppte Ratten die Eier der gepanzerten Reptilien. Um 1780 waren schließlich die meisten Riesenschildkröten auf Réunion verschwunden. Im Hochland der Insel sollen noch einige Exemplare überlebt haben. Seit den 1840ern gilt die Art als ausgestorben.


Réunion-Riesenschildkröte, ausgestorben
Zeichnung einer Réunion-Riesenschildkröte. Bild: Nationales Naturkundemuseum, Paris (CC)

12. Riesenalk

 

Der Riesenalk (Pinguinus impennis) war ein bis zu 85 Zentimeter großer und fünf Kilogramm schwerer flugunfähiger Seevogel, der auf Inseln im Nordatlantik lebte. Dieses Tier war der ursprüngliche Vogel, der im Englischen den Namen „penguin“ trug. Nach dem Aussterben des Riesenalks, wurde der Name auf die heute bekannten Pinguine übertragen – vermutlich aufgrund der optischen Ähnlichkeit beider Vogelarten. Riesenalks und Pinguine waren jedoch nicht nah miteinander verwandt.



Die Jagd auf Riesenalks nahm mit dem Seeverkehr zu. Ihre Brutplätze wurden geplündert und die Tiere wegen ihres Fleisches, Fettes und ihrer Federn getötet. Eine der letzten Riesenalk-Kolonien befand sich auf der Insel Geirfuglasker in der Nähe von Island. Während eines Vulkanausbruchs im Jahr 1830 verwandt die Insel jedoch im Meer – mit den Riesenalks. Als bekannt wurde, dass die Tiere immer seltener wurden, begann ein Sammelwahn. Museen und Liebhaber zahlten viel Geld für ausgestopfte Exemplare und Eier. Das führte dazu, dass die Riesenalks vollständig ausstarben. Die letzte verifizierte Sichtung erfolgte im Jahr 1852.


Riesenalk, Heinrich Harder, ausgestorben
Riesenalk-Zeichnung von Heinrich Harder, 1916. (CC)

13. Riesenfossa

 

Die Riesenfossa (Cryptoprocta spelea) war ein bis zu zwei Meter langes, hunde- oder leopardenähnliches Tier mit langem Schwanz und dunkelbraunem Fell, das auf Madagaskar lebte. Laut einigen Berichten soll es Nutztiere und Menschen gefressen haben. Vermutlich ernährte es sich jedoch von den ebenfalls ausgestorbenen Riesenlemuren.

 

Über die Riesenfossas wird viel spekuliert. Einige Forscher zweifeln daran, dass sie jemals existiert haben – andere vermuten, dass sie bis heute leben. Einerseits wird geschätzt, dass diese Tiere um 500 n. Chr. ausgestorben sein müssen. Allerdings lassen Berichte aus dem 17. Jahrhundert den Schluss zu, dass zu diesem Zeitpunkt immer noch Riesenfossas durch die Berge Madagaskars streiften und von den Einheimischen „Antamba“ genannt wurden. Der Grund für das Aussterben dieser ungewöhnlichen Tiere ist bis heute unbekannt. Die kleine nah verwandte Fossa lebt heute noch auf Madagaskar.



14. Sardischer Pfeifhase

 

Diese ungewöhnliche Hasenart hatte keinen Schwanz, sehr kleine Ohren, trug braunes Fell und lebte ausschließlich auf den Mittelmeerinseln Sardinien und Korsika. Paläontologische Ausgrabung weisen darauf hin, dass der Sardische Pfeifhase (Prolagus sardus) bereits von unseren Vorfahren in der Steinzeit gejagt und gegessen wurde.



Der Zeitpunkt und die Ursache seines Aussterbens sind umstritten. Einige Forscher vermuten, dass der Sardische Pfeifhase bereits vor 2.000 Jahren ausgestorben ist. Zahlreiche Schriften von sardischen Autoren und Reisenden aus den vergangenen Jahrhunderten beschreiben jedoch ein Tier, das durchaus ein Pfeifhase gewesen sein könnte. Es wäre also denkbar, dass der kleine, scheue Hase bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts überlebt hat. Die Gründe für sein Aussterben wären in diesem Fall Lebensraumverlust, Jagd und eingeschleppte Säugetiere gewesen.

Sardischer Pfeifhase, ausgestorben
Darstellung eines Sardischen Pfeifhasen. Bild: Prolagussardus (CC)

15. Schomburgk-Hirsch

 

Dieser besondere Hirsch lebte einst nur in den Sumpfgebieten im südlichen Mittelthailand. Er war bis zu 1,8 Metern lang, hatte eine Schulterhöhe von rund einem Meter und wog bis zu 120 Kilogramm. Sein Fell hatte eine braune und an der Unterseite hellere Farbe. Beine und Stirn waren rötlich gefärbt. Das Geweih des Schomburgk-Hirsches (Rucervus schomburgki) war groß und verzweigt.

 

Es heißt, 1932 wäre der letzte wilde Hirsch von einem Offizier der thailändischen Polizei erlegt worden. Das letzte in Gefangenschaft lebende Tier starb 1938. Damit galt die Art als ausgestorben. Die Gründe für das Aussterben sind Überjagung und Lebensraumverlust. Die vom Hirsch bewohnten Sumpfgebiete wurden großflächig zu Reisanbauflächen umgestaltet. Allerdings gibt es bis heute Spekulationen, dass der Schomburgk-Hirsch überlebt haben könnte. 1991 sorgte ein gefundenes Geweih im Norden von Laos für Aufsehen. Es konnte jedoch nicht bestätigt werden, dass es sich um das Geweih eines Schomburgk-Hirsches handelte.


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Foto eines Schomburgk Hirsches im Zoo Berlin, 1911. Fotograf: Lothar Schlawe (CC)

16. Schwertstör

 

Der Schwertstör (Psephurus gladius) wurde über drei Meter lang, wobei Körpergrößen von bis zu sieben Metern für möglich gehalten werden. Mit einer Länge von drei Metern wog ein solcher Fisch etwa eine halbe Tonne (500 kg). Der Schwertstör ernährte sich von Krabben bzw. Fischen und lebte ausschließlich im Fluss Jangtsekiang in China, weshalb er auch als „Chinesischer Schwertfisch“ bezeichnet wurde. Der Grund für das „Schwert“ im Namen war der mächtige Stirnfortsatz, der etwa ein Drittel der Gesamtlänge des Fisches ausmachte. Mit seiner langen Schnauze nahm das Tier elektrische Impulse im Wasser wahr und konnte so auch im trüben Wasser des Flusses jagen.



Überfischung, Wasserverschmutzung und zunehmender Schiffsverkehr sorgten schnell dafür, dass der Schwertstör immer seltener wurde. Die Vollendung der Gezhouba-Talsperre im Jahr 1988 blockierte außerdem die Wanderung des Störs in den Unterlauf des Flusses. Heute wird vermutet, dass der Fisch zwischen 2005 und 2010 endgültig verschwunden ist. Seit Juli 2022 gilt der Schwertstör offiziell als ausgestorben. Interessant: Störe gibt es schon seit mindestens 200 Millionen Jahren auf diesem Planeten. Sie haben sogar das Massenaussterben der Dinosaurier überlebt.

Schwertstör, ausgestorben
Zeichnung eines Schwertstörs. Bild: Nationales Naturkundemuseum, Paris (CC)

17. Stellers Seekuh

 

Stellers Seekuh ist auch unter dem Namen Riesenseekuh (Hydrodamalis gigas) oder Borkentier (wegen ihrer dicken, borkigen Haut) bekannt. Ihr populärster Name lehnt sich an den Naturforscher Georg Wilhelm Steller an, der als erster und einziger Wissenschaftler auf der Welt jemals ein solches Tier zu Gesicht bekam. Steller entdeckte diese besondere Seekuh, während er mit einem Expeditionsteam im Jahr 1733 auf der Beringinsel im äußersten Norden Russlands strandete.

 

Laut dem Naturforscher waren die Riesenseekühe etwa acht Meter lang und bis zu zehn Tonnen schwer. Der Kopf des Tieres war robbenartig, wobei die Hinterflossen eher wie eine horizontale Fischflosse aussahen. Die vorderen Ruderflossen waren äußerst klein. Intakte Skelette in Naturkundemuseen bestätigen diese Beschreibungen des Meeressäugers. Weil Stellers Seekuh ausschließlich weichen Seetang fraß, waren ihre Zähne zurückgebildet. Es heißt, bereits 1768 (nur 35 Jahre nach ihrer Entdeckung), war die Riesenseekuh aufgrund von Überjagung bereits ausgestorben.


Stellers Seekuh, ausgestorben
Zeichnung von Stellers Seekuh. Bild: Biodiversity Heritage Library (CC)

18. Tasmanischer Beutelwolf

 

Der Tasmanische Beutelwolf (Thylacinus cynocephalus), auch Tasmanischer Tiger genannt, war einst das größte räuberisch lebende Beuteltier auf dem australischen Kontinent. Mit seinem langen dünnen Schwanz erreichte er eine Gesamtkörperlänge von fast zwei Metern. Das Fell des Beutelwolfs war kurz und grau oder gelbgrau gefärbt. Am hinteren Teil seines Körpers und an der Schwanzwurzel hatte er dunkle Streifen. Das Raubtier besaß sehr scharfe Zähne und konnte sein Maul in einem Winkel von bis zu 90 Grad aufreißen. Trotz ihrer Größe jagten Tasmanische Beutelwölfe vorzugsweise kleine Beutetiere wie kleine Kängurus und Wildkaninchen.



Als die ersten Europäer nach Australien kamen, war der Beutelwolf dort bereits ausgestorben und lebte nur noch im vom Festland getrennten Tasmanien. Als Ursache für sein erstes Verwinden wird die Einführung von Dingos durch Austronesier vor 5.000 Jahren vermutet. Auf Tasmanien gab es nie Dingos, weshalb die Beutelwölfe dort überleben konnten. Später begann auf der Insel eine großangelegte Jagd nach dem Tier. Sogar die Regierung setzte ein Kopfgeld auf den Beutelwolf aus. Seit 1936 galt er als offiziell ausgestorben. Zahlreiche Sichtungen ließen jedoch Zweifel an seinem endgültigen Verschwinden laut werden. Mittlerweile wird die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass der Tasmanische Beutelwolf bis in die 1960er überlebt haben könnte.



19. Tobias Köcherfliege

 

Dieses Insekt gab es nur in Deutschland – und zwar nur an Terrassen des Mittelrheins. Die Tobias Köcherfliege (Hydropsyche tobiasi) war etwa 11 bis 13 Millimeter groß und hatte eine dunkelbraune Farbe mit helleren Beinen. Bis heute ist eigentlich nur wenig über dieses kleine Tier bekannt.

 

Noch in den 1920ern kam die Tobias Köcherfliege in ihrem Lebensraum häufig vor. Doch die industrielle Verschmutzung setzte dem Insekt zu. Der letzte offizielle Nachweis der Tobias Köcherfliege gelang im Jahr 1938. Seitdem gilt sie als ausgestorben. Ein halbes Jahrhundert später wurde eine Suchexpedition an den Rheinufern gestartet, die jedoch erfolglos blieb.


Tobias Köcherfliege, ausgestorben
Von der Tobias-Köcherfliege gibt es keine Aufnahmen. Dies ist eine heute lebende Köcherfliegenart.

20. Wandertaube

 

Die Wandertaube (Ectopistes migratorius) lebte auf dem nordamerikanischen Kontinent. Noch im 19. Jahrhundert gab es schätzungsweise bis zu 5 Milliarden Individuen dieser Taube, womit sie zu den häufigsten Vogelarten der Welt zählte. Doch das änderte sich schnell. Nur wenige Jahrzehnte später galt sie in freier Wildbahn als ausgerottet. Im frühen 20. Jahrhundert starben auch die letzten in Gefangenschaft gehaltenen Wandertauben.


Schuld an dem Verschwinden der Wandertaube sind vor allem Kahlschläge der Holzindustrie. Die Taube lebte nämlich vorzugsweise in Wäldern und war stark von diesem intakten Lebensraum abhängig. Schnell fehlten ihr Nahrungsquellen und Nistmöglichkeiten. Außerdem wurde die Wandertaube durch den Menschen intensiv bejagt. Die letzte bekannte Wandertaube trug den Namen „Martha“ und starb im Jahr 1914 in einem Zoo in Cincinnati (USA).


Wandertaube, ausgestorben
Zeichnung einer Wandertaube. Bild: Orthogenetic Evolution in the Pigeons, 1920 (CC)
 

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